Das historische Backhaus in der Emstalstraße wurde errichtet im Jahre 1842.
In den achtziger Jahren des vorigen Jahrhunderts wurde der rechte Backofen von Grund auf saniert und von den damaligen 'Backefrauen' regelmäßig genutzt. Die Überlieferung der handwerklichen Tradition des Brotbackens konnte somit gesichert und an die nächste Generation weitergegeben werden.
Das heutige Backteam seinerseits möchte diese Traditon bewahren und an Interessierte
weitergeben. Der Backofen des unter Denkmalschutz stehenden Backhauses in der Emstalstrasse 33 befindet sich in einem schlechten baulichen Zustand, sodass die Backerzeugnisse nicht mehr die gewünschte Qualität erreichen können.
Im Rahmen der Regionalentwicklung LEADER Region Casseler Bergland wurden Fördermittel zur grundlegenden Sanierung des Backofens beantragt und bewilligt.
LEADER ist ein Förderprogramm der Europäischen Union, des Bundes und des Landes Hessen zur Unterstützung von ländlichen Regionen. LEADER folgt dem Bottom-up-Ansatz. Das bedeutet, dass die Menschen vor Ort die regionale Entwicklung mitgestalten, Projekte anstoßen und umsetzen.
Der eine oder andere interessierte Bürger hat vielleicht bemerkt, dass sich am Backhaus schon etwas tut. Das Backteam trifft sich derzeit immer freitags gegen 16.00 Uhr zu Arbeitseinsätzen. In den letzten Wochen konnte der alte Backofen schon zu großen Teilen abgetragen werden..
Im Zuge der Instandsetzung des alten Backofens werden auch notwendige Arbeiten am Dach bzw. Dachstuhl des alten Gebäudes vorgenommen.
So wurden zum Kirchberg hin auf jeder Dachseite zwei Sparren sowie faule Balken erneuert. Eine neue Lattung wird demnächst aufgebracht und der Dachüberstand verlängert. Derzeit ist zu sehen, dass das Dach in diesem Bereich abgedeckt wurde und das Gebäude vorübergehend mit Planen vor Regen geschützt wird. Im August ist mit der Wiedereindeckung und der Erneuerung der Dachrinnen samt Abfallrohren zu rechnen.
Auf den Fotos ist zu sehen, dass der Ofen mittlerweile komplett abgebaut wurde. Die Fassade des Ofens mit dem gemauerten Rundbogen soll erhalten bleiben, daher wurde zur Sicherheit eine stützende Unterschalung angebracht. Die Front wird nach Einmauerung des neuen Backofens mit den alten Steinen wieder verblendet.
Der alte Backofen ist nunmehr komplett abgetragen. Das aus Schamottsteinen gemauerte Gewölbe und der aus Schamottplatten bestehende Untergrund sind entfernt. Unter den Platten befand sich feiner Sand und Lehm. Es galt jetzt eine Basis zu finden, auf der man den neuen Ofen aufbauen kann. Nachdem weitere ca. 10 cm loses Material abgetragen wurde, stießen wir auf große Steinbrocken, die nun das Fundament für die neue Bodenplatte bilden sollen.
In früheren Jahren war man nicht in der Lage, einen Ofen der vorhandenen Größe durch Schamottplatten zu überspannen. Das war der Grund, warum man zu diesem Zwecke ein Gewölbe mauerte. Das Gewölbe hat den Nachteil, dass der Abstand des Backgutes zu den Schamottsteinen unterschiedlich groß war. Rechts und links lag z. B. das Brot viel dichter am Dach des Ofens als in der Mitte. Man kann sich gut vorstellen, dass dadurch das Brot an den Rändern des Ofens höheren Temperaturen ausgesetzt war als im Zentrum.
Im Laufe der Jahrhunderte hat sich einiges geändert. Es ist jetzt kein Problem mehr, einen Ofen mit einer Spannweite von fast zwei Metern mit Schamottplatten zu überdecken. Das Resultat ist, dass ein neuer Ofen nicht mehr gewölbt sein muss, nein, er kann rechteckig gebaut werden. Der große Vorteil eines solchen Ofens ist, dass die Temperaturen im Inneren überall gleich sind, was zu deutlich besseren und regelmäßigeren Backergebnissen führt. Der Ofen, den wir bauen, trägt auf der einen Seite der baulichen Weiterentwicklung Rechnung, stellt aber auch sicher, dass weiterhin die alte Handwerkstradition des Brotbackens aufrechterhalten wird. Auch der neue Ofen wird in altbewährter Weise mit Holz befeuert, die Schamottsteine werden so auf Temperatur gebracht, die verbliebene Asche wird aus dem Ofen ausgekehrt und das Brot oder auch anderes Backgut direkt in den Ofen und auf die Schamottsteine eingeschossen. Tradition trifft Moderne, das soll unser Leitspruch sein.
Dazu aber mehr in weiteren Berichterstattungen.
Mit dem neuen Backofen möchten wir erreichen, dass zum einen die alte handwerkliche Tradition des Brotbackens erhalten wird und zum anderen – durch den Einsatz eines modernen Ofens – die Qualität der Backerzeugnisse verbessert wird. In der Vergangenheit war es oft so, dass man schnell den Spaß am Brotbacken verlieren konnte, wenn das Gebackene nicht gut gelungen war. Dies soll sich jetzt ändern. Das Ziel des Backteams ist, sich zu erweitern und möglichst vielen Bürgern die Möglichkeit zu geben, erfolgreich im Kirchberger Backhaus zu backen. Wir wollen Interesse wecken und das Miteinander über Altersgrenzen hinaus fördern.
Der neue Ofen ist nicht nur zum Brotbacken da, die Möglichkeiten, die er bietet, sind vielfältig. Es lassen sich auch prima Kuchen, Weihnachtsstollen, Pizza und Flammkuchen oder diverse Fleischgerichte backen. Das Kirchberger Backhaus soll ein Treffpunkt des guten Geschmacks werden. Ein Ort, der zum Austausch, Mitmachen und Ausprobieren einlädt.
Wenn es gelingt, möglichst viele Interessierte zu finden, kann hier etwas ganz Neues entstehen und das Miteinander im Dorf gefördert werden.
Man trifft sich vielleicht mit ein paar Gleichgesinnten, um etwas zusammen zu machen. Zusammen kochen hat man schon mal gehört, warum nicht mal zusammen backen, braten oder bruzzeln und anschließend in gemütlicher Runde zusammensitzen!
Seien wir gespannt, wie sich alles entwickelt ...
Im Rahmen der Umsetzung des Projektes „Renovierung des Backhauses und Erneuerung des Backofens“ haben im Vorfeld viele Gespräche zwischen Backteam, Vertretern der Stadt Niedenstein, dem Ortsbeirat sowie dem Regionalmanagement LEADER-Region Casseler Bergland stattgefunden. Erste Gedanken zur Umsetzung des Projektes wurden bereits im Herbst letzten Jahres ausgetauscht. Mit zunehmender Weiterentwicklung stellte sich die Frage, welchen Status das Backteam eigentlich hat. Es ist ein loser Zusammenschluss von Interessierten, die Spaß am Brotbacken haben, hierzu das alte Backhaus nutzten und die Backhausfeste der vergangenen Jahre gern unterstützt haben. Im Rahmen der Umsetzung des Projektes war man zu dem Schluss gekommen, dass es besser sei, aus dem losen Zusammenschluss der Hobbybäcker eine geregelte Institution zu machen. Es wäre sicherlich möglich gewesen, einen eigenen Verein zu gründen. Die Alternative war, sich dem bestehenden Geschichts-und Heimatverein als Sparte anzuschließen. Nach kurzer Überlegung hat man dies Ansinnen dem Verein vorgetragen, der dann auch nicht lange gezögert hat und in einer Vorstandssitzung den Beschluss hierzu herbeigeführt hat. Das Backteam ist also jetzt offizielle Sparte des Geschichts- und Heimatvereins Kirchberg. Beide Seiten sind damit sehr zufrieden, das Backteam hat einen offiziellen rechtlichen Rahmen bekommen. Der Stammverein darf sich schon jetzt über neue Mitglieder und auch in der Zukunft über hoffentlich möglichst viele Vereinsbeitritte freuen. Das Angebot des Geschichts- und Heimatvereins erweitert sich und die Altersstruktur soll sich deutlich verjüngen.
Das alte Backhaus, ein unter Denkmalschutz stehendes Gebäude aus dem Jahre 1842, ist im Besitz der Stadt Niedenstein. Die bisherige Nutzung wurde interessierten Bürgern in Absprache mit dem Ortsbeirat jederzeit gestattet. In der Vergangenheit waren dies die 'Backefrauen' (achtziger und neunziger Jahre im vorigen Jahrhundert) und später die 'Backemänner' (jetziges Backteam). Das Backen von Brot, Grünem Kuchen oder Weihnachtsstollen beschränkte sich auf wenige Termine im Jahr bzw. auf das in der Region gut bekannte Backhausfest. Mit dem Beginn der Renovierungsarbeiten soll die Nutzung jetzt auch einen angemessenen rechtlichen Rahmen bekommen. Nach einer gemeinsamen Ausarbeitung eines Nutzungsvertrages trafen sich am 11.08.2017 Vertreter von Backteam und Geschichts- und Heimatverein, der Bürgermeister sowie der Ortsvorsteher im Kirchberger Backhaus, um den Vertrag zu unterzeichnen. Die Instandhaltung kleinerer Reparaturen sowie die Verwaltung und evtl. Vermietung des Backhauses wird nun eigenverantwortlich durch das Backteam vorgenommen.
Welch besseren Ort hätte man für die Vertragsunterzeichnung wählen können als den Platz im Backhaus, wo zukünftig der neue Ofen stehen soll ?